Ausbrechen aus dem BEKANNTEN hinein ins UNBEKANNTE! Ich wollte endlich wieder reisen, spürte diese tiefe schon lang dagewesene Sehnsucht. Nur war es dieses Mal etwas anderes, was mich packte. Nicht das Bereisen von Hochglanztraumzielen, auch nicht die stets zugeflüsterten „Standard-Must Sees“ abzuhaken, sondern für längere Zeit, mich ganz auf mich allein zu verlassen und intuitiv vom Leben getragen dorthin zu gehen, wo es mich gerade hinzog. Ich wollte meinen inneren Ruf wieder hören lernen und ihm folgen, etwas was ich im Alltag verlernt hatte. Ich wollte aus der Komfortzone hinauswachsen, mir Zeit nehmen für das wahre Schauen in mein Inneres hinein und die Besonderheiten der Menschen erblicken, die mich durch ihre Andersartigkeit bereichern und ihre eigenen getrübten Augen durch ihre Sichtweisen öffnen würden. RAUS, raus aus einem 13-jährigen „höher-schneller-weiter-Karriere-Dasein“, rein in mein eigenes wahrhaftiges Leben. Es sollte meine ganz persönliche Pilgerreise werden, die mich völlig verändern würde.
Kündigen konnte ich damals meinen Job noch nicht. Da war noch dieses gute Stück Festhalten am alten Leben, an der so bekannten Sicherheit, dem so gut bezahlten monatlichen Schmerzensgeld, was nur oberflächliche Linderung bot. Ein Zustand, den ich so nicht mehr tragen konnte, geschweige denn wollte. Es war der Beginn einer Reise des Heilwerdens, Ganz- und Verbundenseins auf der ich Lehrer, Begleiter, Heiler, Mentoren und vor allem alte Weisheiten suchte.
Die ZEIT vor der Reise
Mit meinem Sabbat war ich damals die Erste von mehreren tausend Mitarbeitern in einem regionalen Medienverlag. Einer eher verstaubten Branche, die in vielem hinterher hing, so auch in der Ausgestaltung meiner Auszeit, was ich für mich dazu nutze, in Abstimmung mit der Personalabteilung, selbst die Parameter festzulegen. Zunächst war meine angebliche Unverzichtbarkeit ein kläglich gescheiterter Argumentationsversuch meines Chefs mich weiterhin festzuhalten. Dafür trafen wir beide eine gemeinsame Vereinbarung, dass eine Vertretung zu finden und ein halbes Jahr einzuarbeiten sei. Eine zunächst scheinbar unlösbare Aufgabe in einer Arbeitsmarktlage, in der gute Experten für bezahlbares Geld im Restrukturierungs- und Changemanagement in der Verlagsbranche absolute Mangelware waren. Mit viel Glück konnte ich gerade rechtzeitig noch jemanden aus meinem Netzwerk, befristet für 12 Monate, mit dem Einverständnis der Geschäftsführung gewinnen. Auch die Finanzierung war nach einiger Zeit gefunden und ein entsprechender Sabbaticalvertrag geschlossen, aus dem hervorging, dass der gesamte Bonusanspruch der folgenden 2 Jahre eingefroren und anteilig während des Sabbaticals ausgezahlt würde, sodass während meiner Abwesenheit weiterhin ein ruhendes Arbeitsverhältnis bestünde und dadurch die üblichen Sozialversicherungsbeiträge weiter abgeführt würden und keine Versicherungslücken entstünden. Zur Absicherung gesundheitlicher Risiken ließ ich meine bisherige private Krankenversicherung wie gehabt fortlaufen, was sich für mich als die günstigste Variante herausstellte. Tatsächlich nahm ich diese auch gleich zweifach in Anspruch.Foto: © D. Diesing / Dunedin, Neuseeland 2018
Als absoluter Weltreise-Rookie, war die Reise vor der Reise eine ganz eigene Reise für sich! Die Vorbereitungen begannen – anders als in meinen üblichen Projekten – ganz bewusst viel später, als was ich sonst für rechtzeitig hielt, nämlich erst 3 Monate vor meiner Abreise. Ich fing an, mich damit zu beschäftigen, was ich genau bis wann bräuchte. Ich organisierte Impfungen, traf einige Visavorbereitungen, vermietete meine Wohnung, klärte die Post, meine Patientenverfügung und Handlungsbevollmächtigungen, Banken- und Versicherungsthemen, und kümmerte mich schließlich um die notwendigen Gepäckanschaffungen. Das beinhaltete eine lange Liste zu erstellen, sich mit anderen Weltreisenden auszutauschen und Stück für Stück in die Umsetzung zu gehen. Da steckte ein echt gutes Stück Arbeit drin, was teils zum Verzweifeln und auch zeitaufwendig und mit erstem finanziellem Aufwand verbunden war. Die größte Herausforderung jedoch war letztlich das Gepäck selbst und das stetige Aussortieren: „Was braucht man am Ende wirklich zum Leben"? und die damit einhergehenden Fragen, „Wer ist man eigentlich noch, wenn man nur noch ganz wenig bei sich haben kann"? Sich dabei auf das Nötigste zu konzentrieren, war ein erster wichtiger Loslassprozess und eine enorme Bereicherung wie auch Befreiung, ein ganz neues leichtes Lebensgefühl. Wenn man wenig bei sich hat, kann man auch nichts verlieren.
Nach zweifachem, äußerst kurzfristigem Aufschieben des Sabbaticalbeginns von Geschäftsführungsseite um jeweils 2 Monate, wegen natürlich unvermeidlich hochbrisanter Projektlage und dem tatsächlich dritten vergeblichen Versuchs sogar noch ein weiteres ganzes Jahr zu verschieben, sollte es dann endlich – ohne Kompromisse – im Mai 2018 losgehen. Diese kleinen Startschwierigkeiten erforderten von Beginn an ungeheure Flexibilität und Gelassenheit. Fähigkeiten, die sich als unverzichtbar und somit als gute erste Lehrmeister für die gesamte Reise herausstellten.
Sabbatical - Auszeit vom beruflichen Alltag (Teil 2) - 7 Monate in die weite Welt
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